DVD-Kurzkritik: Thin Man Collection

Sie hießen Sam Spade oder Philip Marlowe und waren die knallharten Privatdetektive der dreißiger und vierziger Jahre – aber es gab auch ganz andere Schnüffler, wie zum Beispiel Nick und Nora Charles. Dashiell Hammetts Detektiv-Ehepaar machte zwischen 1934 und 1947 in insgesamt sechs Filmen die Kinoleinwände unsicher und ist bis heute auch im Fernsehen noch ein Dauerbrenner. Warner hat nun alle sechs Filme zuerst in den USA und jetzt auch in Deutschland unter dem Titel Die komplette Dünner Mann Collection in einem ausgezeichneten DVD-Boxset veröffentlicht, das ich mir in dieser Kurzreview einmal genauer angeschaut habe.

Folgende Filme sind in dem Boxset auf sechs einzelnen DVDs enthalten:

The Thin Man (Mordsache Dünner Mann) – 1934
After the Thin Man (Nach dem Dünnen Mann) – 1936
Another Thin Man (Noch ein dünner Mann) – 1939
Shadow of the Thin Man (Der Schatten des dünnen Mannes) – 1941
The Thin Man goes Home (Der Dünne Mann kehrt heim) – 1944
Song of the Thin Man (Das Lied des dünnen Mannes) – 1947

Bild

Bei sechs Filmen die über einen Zeitraum von dreizehn Jahren produziert wurden ist die Bildqualität natürlich sehr unterschiedlich. Warner hat zwar keinem der Filme eine vollständige Restauration gegönnt, aber zumindest neue Abtastungen von den besten verfügbaren Filmvorlagen gemacht, die den Umständen entsprechend immer noch erstaunlich gut aussehen.

Bei allen Filmen muß man mit kleineren bis mittelgroßen Kratzern und punktuellen Dropouts auf den Filmvorlagen leben, die sich aber weitgehend in Grenzen halten und nur selten in wirklich störender Form auftauchen. Während “The Thin Man” noch häufiger von Kratzern geplagt wird, sind die Filmelemente der Nachfolger in deutlich besserem Zustand, haben nur noch gelegentliche Häufungen von Dropouts und sind über weite Strecken fast sauber.

Auch die Schärfe bessert sich mit jedem neueren Film, ist im besten Fall außerordentlich gut und auch sonst noch auf einem sehr akzeptablen Niveau. Bei einigen Filmen ist die Körnigkeit deutlich, aber nicht unangenehm sichtbar, während bei anderen fast überhaupt nichts zu sehen ist. Der Bildstand ist bis auf ein paar Ausnahmen relativ ruhig, ein ständig hüpfendes Bild bekommt man hier keinesfalls geboten. Bei den Überblendungen gibt es zwar keine Bildruckler, aber kurzzeitig verschlechtert sich technisch bedingt die Bildqualität für ein oder zwei Sekunden.

Kontrast und Helligkeit sind sehr gut ausgeglichen und lassen die Schwarzweißen Filme nicht nur in zwei Farben, sondern einer ganzen Palette von Grautönen erstrahlen. Insgesamt hinterlassen diese Transfer trotz der leichten Verschmutzungen einen durchweg positiven Eindruck und sehen viel besser aus als Warners Marx Brothers-Boxset – die Filmelemente waren offenbar einfach besser in Schuß.

Ton

Überraschend gut ist auch die Qualität der Tonspuren, was bei Filmen dieses Alters eigentlich keine Selbstverständlichkeit ist. Die englische Originalfassung hat durchgängig einen sehr sauberen Klang, dessen größtes Verbrechen ein deutlich hörbares Grundrauschen ist, zu dem aber keinerlei Knistern oder Knacksen kommen. Dynamik und Frequenzumfang reichen natürlich von Zwölf bis Mittag, aber dennoch sind die Dialoge zwar etwas dünn, aber erstaunlich klar und unverzerrt. Auch die Musik hört sich längst nicht so blechern an wie man es von Filmen aus dieser Zeit gewöhnt ist. So gute Tonspuren aus den dreißiger und vierziger Jahren sind äußerst selten.

Die deutschen Synchronfassungen wurden bei den ersten drei Filmen Ende der sechziger Jahre von der ARD und bei den letzten drei Filmen Ende der siebziger Jahre vom ZDF hergestellt und haben deshalb bei den Stimmen eine viel bessere Qualität als die Originalversion. Die Titelmusik klingt fast identisch zur englischen Fassung, die relativ wenige Hintergrundmusik wurde aber fast komplett ausgetauscht – offenbar gab es keine getrennten Musik/Effekttonspuren mehr und die Synchronstudios mußten neue Musik verwenden. Daher ist nicht nur durch die Tonstudio-Sterilität die Atmosphäre der deutschen Fassungen völlig anders.

Extras

Jede einzelne Film-DVD ist mit ein paar Extras ausgestattet: beim ersten Film sind nur die Trailer der gesamten Filmserie dabei, aber die anderen fünf Discs sind mit jeweils einem Kurzfilm und einem Cartoon aus dem Fundus von Warner und MGM ausgestattet.

Exklusiv in der DVD-Box befindet sich eine siebte DVD mit dem Titel Alias Nick & Nora, die zwei Dokumentationen und eine Episode der Thin Man-Fernsehserie enthält.

William Powell: A true Gentleman (31:18) mit Rudy Behmler und einem Voiceover von Michael York ist eine neu für diese DVD produzierte Doku, während Hollywood Remembers: Myrna Loy – So nice to come home to (46:10) von Richard Schickel mit Kathleen Turner eine Turner Network-Produktion von 1990 ist. The Thin Man: Darling, I Loathe you (25:44) mit Peter Lawford und Phyllis Kirk ist eine Episode der erfolglosen Fernsehserie, die nur ein blasser Abklatsch der Filme ist.

Weggefallen gegenüber der amerikanischen Ausgabe sind leider zwei Hörspiele mit William Powell und Myrna Loy, die ursprünglich auf einer der Film-DVDs und der Bonus-DVD untergebracht waren. Ansonsten ist die Ausstattung der deutschen Box identisch mit der US-Version.

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