Raumpatrouille Orion    TO ENGLISH VERSION »
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18.10.2010 #493de

von Guido Bibra

Titel Raumpatrouille Orion
Studio Bavaria Film (1966)
Hersteller Eurovideo (1999) EAN 4-009750-266342
DVD-Typ 2x9 (7,80 & 7,70 GB) Bitrate ø 4,42 max. 8,0
Laufzeit 409:18 Minuten Kapitel 6/Episode
Regionalcode 2 (Deutschland) Case Alpha Doppel
Fernsehnorm PAL
Bildformat 1.33:1 16:9 ja
Tonspuren Dolby Digital 5.1 Surround 448 kb/s 2.0 Mono 192 kb/s Deutsch
Untertitel Keine
Freigabe FSK 12
Extras • Bavaria-Special
• Musikvideo
• DVD-Video-Spiel
• Bildschirmschoner
• 6-seitiges Booklet

Die Serie

Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen: Es gibt keine Nationalstaaten mehr, es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltall. Man siedelt auf fernen Sternen, der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die ORION, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit!

 


Vor dem zweiten Weltkrieg war der phantastische und utopische Film in Deutschland sehr weit entwickelt und zeigte sogar schon einzelne Ansätze von dem, was später als Science-Fiction bezeichnet wurde. Regisseure wie Friederich Wilhelm Murnau oder Fritz Lang stießen mit Metropolis, Die Frau im Mond, Nosferatu oder Das Kabinett des Dr. Caligari an die Grenzen des Mediums und bewiesen eine Kreativität, die der Zeit weit voraus war. Ab 1933 begann die deutsche Filmindustrie das Genre aber immer mehr zu vernachlässigen, denn die einzigen wirklichen Science-Fiction-Produktionen Weltraumschiff 18 antwortet nicht und Zwischenfall im Weltall waren 1939 zu Kriegsbeginn eingestellt und deren Aufnahmen später nur zu einem Kurzfilm namens Weltraumschiff I zusammengeschnitten worden.

Währenddessen war in den USA Science-Fiction nichts ungewöhnliches, aber zuerst noch mehr auf Groschenroman-Niveau angesiedelt. Flash Gordon und Buck Rogers waren noch vor Beginn des zweiten Weltkriegs die Vorreiter des Gernes, die von Universal Pictures als Serienfilme mit demselben Hauptdarsteller Buster Crabbe auf die Kinoleinwände gebracht wurden. Ende der vierziger Jahre erlebte das Science-Fiction-Genre in Amerika dann einen regelrechten Boom, denn nicht nur im Kino, sondern auch auf den Fernsehbildschirmen tummelten sich viele Weltraum-Helden, Raumschiff-Kapitäne und Kadetten. Obwohl die simplen Unterhaltungs-Produktionen noch überwogen, gab es vereinzelt auch schon ernsthaftere Ansätzen wie das erste seriöse Weltraum-Kinoabenteuer Forbidden Planet.

In Deutschland und auch Europa war davon jedoch nicht viel zu spüren, denn die amerikanischen Produktionen hatten erst Jahrzehnte später den Sprung über den großen Teich geschafft. Science-Fiction war in Deutschland zwar in der Literatur recht weit verbreitet, wurde aber von Kino und Fernsehen bis auf seltene Ausnahmen wie die harmlose Komödie Der Herr vom anderen Stern mit Heinz Rühmann oder die anspruchsvolle polnisch-ostdeutsche Co-Produktion Der Schweigende Stern weitgehend ignoriert. Die Science-Fiction- und UFO-Welle kam weltweit in Schwung, nur in Deutschland waren Kino und Fernsehen mehr auf Krimis von Edgar Wallace und Francis Durbridge fixiert - lediglich Perry Rhodan konnte im Bereich der Trivialliteratur ab 1961 Erfolge verbuchen.

Einer ließ sich von diesem Trend aber nicht beeinflussen: der Schriftsteller und Drehbuch-Autor Rolf Honold hatte schon seit 1962 versucht, den deutschen Fernsehproduzenten das Konzept einer Science-Fiction-Serie schmackhaft zu machen, wurde aber anfänglich noch ignoriert. Private Fernsehsender gab es in den sechziger Jahren in Deutschland noch nicht und das Staatsfernsehen machte teure Experimente nicht gerne - letztendlich fand sich mit Günther Rohrbach, dem damaligen Fernsehspiel-Chef des WDR, aber doch jemand, der Interesse an Honolds gewagter und revolutionärer Idee hatte.

Patrouille im Weltraum

Wenn man sich Rolf Honolds Konzept einer Science-Fiction-Serie rückblickend anschaut, wird deutlich, weshalb die deutschen Fernsehsender davor zurückschreckten. Der Autor hatte sich natürlich im Heimatland des Genres umgesehen und einige Vorbilder gefunden, darunter auch die Mutter aller Science-Fiction-Filme, MGMs Forbidden Planet. Vielleicht hatte er sogar von der einfachen, fürs jüngere Publikum produzierten amerikanischen Fernsehserie Space Patrol oder der gleichnamigen Puppenspiel-Produktion aus England gehört - diese hatten zwar nicht allzuviel mit seiner eigenen Idee zu tun, inspirierten ihn aber möglicherweise bei der Suche nach einem geeigneten Titel.

Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion lautete später der offizielle Titel, aber Rolf Honold dürfte selbst auch die viel prägnantere Kurzversion Raumpatrouille Orion bevorzugt haben. Der Name war Programm, denn das Konzept handelte von den Abenteuern eines Raumschiff-Kapitäns und seiner Crew - und noch viel mehr als das, denn der Autor hatte sich eine vielschichtige Zukunfts-Welt geschaffen, die zwar ihre Wurzeln in der amerikanischen Science-Fiction der fünfziger Jahre hatte, aber ansonsten völlig originell und eigenständig war. Es mag kein Weg an der typischen Raumflotten-Kommandostruktur, der Form des Raumschiffs oder anderen Details vorbeigehen, aber Rolf Honold hatte aus diesen Elementen etwas völlig neues gemacht.

Die Orion wird startklar gemacht


Da ein Regionalsender wie der WDR die geplanten Produktionskosten von fast dreieinhalb Millionen Mark nicht alleine tragen konnte, wurde eine Allianz mit dem NDR, SDR und SWF geschmiedet, die jeweils zwanzig Prozent der Kosten übernahmen. Das letzte Fünftel kam vom französischen Staatsfernsehen ORTF, das im Gegenzug eine parallele Fassung mit einer handvoll französischen Nebendarstellern inszenierte. Beauftragt mit der Produktion wurde die Bavaria-Film mit ihren weltberühmten Studios in Geiselgasteig, an der unter anderem auch der WDR beteiligt war. Seit den sechziger Jahren waren dort viele aufwendige Fernsehfilme entstanden, so daß die Bavaria die beste Möglichkeit für eine aufwendige Produktion wie Raumpatrouille Orion war.

Während in den USA schon in den sechziger Jahren eine Staffel einer Fernsehserie meist 24, aber oft auch mehr Episoden umfaßte, hielt sich Raumpatrouille Orion mehr an die britischen Gepflogenheiten der Mini-Serie, denn es waren von Anfang an nur sieben einstündige Folgen geplant. Die Drehbücher wurden von Ralf Honold in Zusammenarbeit mit einem Autorenteam verfaßt, das unter dem Namen W.G. Larsen fungierte und aus den Regisseuren Michael Braun und Theo Mezger sowie den Produzenten Hans Gottschalk, Helmut Krapp und Oliver Storz bestand. Damit wurde dem Autor ein erfahrenes Team von Fernseh-Machern an die Seite gestellt, die mit ihm zusammen seine Konzepte zu ausgewachsenen Geschichten ausarbeiteten.

Die sieben Episoden wurden von einer Rahmenhandlung umschlossen, die sich auf den Titel der Serie bezog: Raumpatrouille war nicht etwa eine Ehre, sondern eine Bestrafung für den Hauptprotagonisten, den aufmüpfigen Raumschiff-Kommandanten Cliff McLane. Er und seiner Crew sind in der Raumflotte notorisch bekannt für ihre Eskapaden, die zugleich aber oft auch Heldentaten sind. Aber sie haben den Bogen zu oft überspannt und sind jetzt zum Patrouillen-Dienst verurteilt worden, statt aufregendere Missionen zu fliegen - ganz zum Ärger von McLane, der beinahe seinen Dienst quittiert, aber gerade noch von seiner Vorgesetzen davon abgehalten werden kann.

Die Abenteuer der Orion sind allerdings gar kein langweiliger Patrouillen-Dienst, denn schon in der ersten Episode treffen die Helden auf Aliens, die in Ralf Honolds Universum längst nicht so alltäglich sind wie zum Beispiel in Star Trek. Die Exoterrestrier sind gefährliche Invasoren, die so fremdartig sind, daß man mit ihnen nicht kommunizieren kann und nur massiver Widerstand hilft. Diese recht einfache Schwarzweißmalerei von feindlichem außerirdischem Leben mag etwas überzogen sein und nicht gerade zu den originellsten Ideen der Serie gehören, war aber ein ganz typisches Element von klassischer Science-Fiction, das nicht nur in der ersten Episode, sondern auch im Finale und einer weiteren Geschichte zum Einsatz kam.

Rolf Honolds Zukunftsvision ist aber auf das deutlich militärische Umfeld der Orion-Crew beschränkt, so daß der Zuschauer kaum etwas vom zivilen Leben zu sehen bekommt. Die Struktur der Regierung ist vage und hinterläßt den Eindruck, als ob die Erde nur vom Militär beherrscht wird. Die Raumflotte ist scheinbar mit maritimen Prinzipien organisiert, aber die Existenz eines Galaktischen Sicherheitsdiensts, der bei den Raumschiff-Besatzungen nicht besonders beliebt ist, verleiht der futuristischen Gesellschaft doch etwas totalitäres. Allerdings nehmen sich die Geschichten größtenteils nicht wirklich ernst und Humor ist ein sehr ausgeprägter Bestandteil der Serie, die eine durchaus heitere Atmosphäre hat.

Der Weltraum-Cowboy

Während andere Raumschiffe nur mit einer Besatzungsstärke im zwei- oder dreistelligen Bereich überhaupt vorwärts kommen, reicht bei der Orion eine Crew von einer handvoll Leuten aus. Das scheint hauptsächlich eine ökonomische Entscheidung der Produzenten und Autoren gewesen zu sein, damit die Besetzung relativ klein blieb und teure Massenszenen vermieden werden konnten. Um die kleine Gruppe der Hauptcharaktere noch etwas zu erweitern, wurde noch eine weitere Figur hinzugefügt, die als Aufpasserin der Helden fungiert. Es war eine der ersten multinationalen Raumschiff-Besatzungen, allerdings hauptsächlich vom Namen her, da die Schauspieler natürlich alle aus Deutschland oder Österreich stammten.

Für die Rolle des charismatischen Raumschiffkommandanten mußte ein Schauspieler mit entsprechenden Starqualitäten gefunden werden. Die Auswahl war recht groß, denn Bühne, Film und Fernsehen hatten im Deutschland Mitte der sechziger Jahre eine ganze Menge männliche Nachwuchsschauspieler und langjährige Profis zu bieten, von denen sich jedoch nicht viele auf das riskante Projekt einer Science-Fiction-Serie einlassen wollten. Einer ließ sich von der allgemeinen Abneigung gegen das Genre aber nicht beeinflussen und hielt die Rolle des Raumschiff-Kapitäns für eine einzigartige Karrieremöglichkeit.

Der Österreicher Dietmar Schönherr hatte seine Schauspieler-Laufbahn ungewollt auf unrühmliche Weise als Achtzehnjähriger in einem Propagandafilm begonnen, wurde aber nach dem Krieg Moderator, Autor und Reporter beim Österreichischen Rundfunk und arbeitete später als Hörfunk-Sprecher und Dramaturg zum WDR nach Köln. Mitte der fünfziger Jahren gelang Schönherr dann der Durchbruch als Schauspieler, wonach er in zahlreichen Rollen auf der Leinwand und auch gelegentlich im Fernsehen zu sehen war - meistens in anspruchsvollen Dramen, aber auch in seichten Komödien, dem gelegentlichen Krimi und sogar mit The Longest Day in einer großen amerikanischen Produktion. Seine Charaktere waren oft von etwas zweifelhafter Natur, aber Dietmar Schönherr hatte auch das Zeug für sympathische und rebellische Heldenfiguren und war damit die beste Wahl für einen klassischen Raumschiff-Kommandanten.

Dietmar Schönherrs Cliff McLane ist ungehorsam, rebellisch, draufgängerisch, manchmal ein bißchen unverschämt, aber dabei immer vollkommen sympathisch. Sein starker Sinn für Gerechtigkeit überrascht oft sogar seine Vorgesetzten und gerät deshalb oft mit ihnen aneinander, gelegentlich droht er sogar alles hinzuschmeißen. Meist akzeptiert er die Befehle seiner Chefs, aber ignoriert sie auch manchmal und gerät dadurch in Schwierigkeiten mit der Raumbehörde. McLane hat einen ausgeprägten Sinn für Humor, der aber von einem Zynismus eines Menschen mit viel Lebenserfahrung überschattet wird. Dietmar Schönherr schafft es hervorragend, die verschiedenen Facetten des Charakters darzustellen und macht tatsächlich den Eindruck eines sehr kompetenten Raumschiff-Kommandanten, der gerade durch seine Imperfektionen menschlich wird.

Die beste Crew von allen


McLanes Besatzung waren nicht nur seine Untergebenen, sondern auch seine besten Freunde. Die Charaktere wurden bewußt international angelegt, aber bis auf die Namen war von der Multinationalität nicht viel zu bemerken, denn die Rollen wurden natürlich alle von deutschen Schauspielern gespielt. Obwohl im Vorspann-Monolog erwähnt wird, daß es in der Zukunft keine Nationalstaaten mehr gibt, hatte Rolf Honold zumindest bei den Namen Anspielungen an ihre Herkunft gemacht.

Das mit Abstand älteste Crewmitglied ist der Ingenieur Hasso Sigbjoernsen, der aus der Orion auch in den schlimmsten Situationen noch alles mögliche herausholen kann. Gespielt wurde der von McLane liebevoll als "alter Büffel" bezeichnete Hasso von Claus Holm, der mit Ende Vierzig bei den Dreharbeiten der Serie noch gar nicht so alt war, aber sich trotzdem als ideal für die Rolle erwies. Ursprünglich hatte Holm seine Karriere als Boxer begonnen, ging dann aber in den vierziger Jahren zum Film und wurde zu einem sehr erfolgreichen Schauspieler, der nach seinen Anfängen in der DDR in den Westen flüchtete und in vielen kleinen und großen Filmproduktionen zu sehen war. In Raumpatrouille Orion spielte er eine seiner letzten großen Rollen und blieb vielen als bodenständiger Maschinist an der Seite von Dietmar Schönherr in Erinnerung.

Mario DeMonti ist als Waffenoffizier und Computerexperte der Orion für zwei der wichtigsten Posten zuständig, aber dafür auch die Ulknudel der Besatzung und ein großer Frauenheld. Er wird von Wolfgang Völz gespielt, der sich in den fünfziger und sechziger Jahren schon als emsiger Nebendarsteller nicht nur in vielen Fernsehserien, sondern auch manchen internationalen Kinoproduktionen einen Namen gemacht hatte. Mit Raumpatrouille Orion war ihm erstmals ein wenig der Durchbruch als Komiker gelungen, aber obwohl seine Rolle in erster Linie als humorvolle Ablenkung gedacht war, spielte er Mario DeMonti nicht nur als Clown, sondern auch als Offizier, mit dem in ernsten Situation nicht zu spaßen ist. Für Wolfgang Völz war Raumpatrouille Orion nur ein kleiner Teil einer langen Karriere, in der er bis heute nicht nur zahlreiche Kino- und Fernsehrollen spielte, sondern auch ein begehrter Synchronsprecher wurde und vielen Schauspielern wie Walter Matthau, Peter Ustinov oder Mel Brooks seine unverkennbare Stimme lieh.

Atan Shubashi ist für die Navigation der Orion zuständig und trägt den futuristischen Titel Astrogator. Er ist ruhiger, bedachter und auch etwas nervöser als seine Kollegen, aber er ist genauso wie sie mit Leib und Seele bei der Sache und würde sich für seinen Kommandanten in Stücke reißen lassen. Gespielt wurde er von Friederich G. Beckhaus, der auch schon eine lange Film- und Fernsehkarriere hinter sich hatte, in der er meist ernstere Rollen spielte und sich als Charakter-Darsteller etablieren konnte. Auch sein Auftritt in Raumpatrouille Orion hat mehr Dramatik als Humor, denn Atan war hauptsächlich als Gegenstück zum etwas wilderen Mario gedacht. Beckhaus hatte nach der Raumpatrouille noch eine lange Karriere und kehrte sogar in das Science-Fiction-Genre zurück, als er in der deutschen Synchronfassung von Star Trek - Deep Space Nine einen der Nebencharaktere sprach.

Helga Legrelle, die einzigste Frau in der festen Besatzung der Orion ist für die Raumüberwachung - sprich Kommunikation - zuständig, aber viel mehr als nur das nette Fräulein vom Amt. Rolf Honold hatte diesen Charakter aber weit entfernt von allen Klischees gestaltet, wodurch die Schauspielerin Ursula Lillig nicht nur als dunkelhaarige Schönheit dabei war, sondern auch als kompetentes Crewmitglied, das mehr zu tun hat als nur Funksprüche entgegenzunehmen. Natürlich wurde Helga Legrelle auch eine romantische Verstrickung mit ihrem Captain nachgesagt, aber bis auf ein heimliches Verliebtsein in ihren Vorgesetzten ließen die Autoren diesen Aspekt des Charakters weitgehend offen.

Spitzel, Chefs und Militärs


Tamara Jagellovsk vom Galaktischen Sicherheitsdienst ist als Aufpasserin der Orion-Crew zugeteilt worden und wird von McLane und seinen Leuten zuerst als Feind in den eigenen Reihen angesehen. Die hübsche Sicherheitsbeamtin hat eine ziemlich eisige Art und schreckt auch nicht davor zurück, McLanes Entscheidungen mit einer Alpha-Order zu verhindern, kann aber letztendlich das Vertrauen der Orion-Crew gewinnen. Dargestellt wurde Tamara von Eva Pflug, die im deutschen Film und Fernsehen schon viel zu sehen war, aber erst mit Raumpatrouille Orion große Bekanntschaft erlangte und zusammen mit Ursula Lillig und Charlotte Kerr als ungewöhnliche Ikone der Frauenemanzipation gefeiert wurde

General Lydia van Dyke war bis zu McLanes Strafversetzung seine Vorgesetzte und so ziemlich die Einzige, die dem Raumschiff-Kommandanten wirklich Befehle erteilen kann. Die strenge, aber faire Offizierin kommandiert auch ein Raumschiff und bildet mit Helga Legrelle und Tamara Jagellovsk ein Trio von starken weiblichen Charakteren, die für das deutsche Fernsehen der sechziger Jahre sehr ungewöhnlich waren. Dargestellt wurde die pflichtbewußte Generalin von der Theaterschauspielerin Charlotte Kerr, die zuvor kaum außerhalb der Bühne aktiv war und ihre Rolle in Raumpatrouille Orion überraschend ernsthaft und mit viel mehr Pathos als ihre Kollegen spielt, aber dadurch auch mehr Realismus in ihren Charakter bringen kann.

Die weiteren Nebencharaktere der militärischen Führungsriege wurden ebenso treffsicher besetzt wie die Hauptrollen. Der in den sechziger Jahren viel beschäftigte Schauspieler Benno Sterzenbach war als der bärbeißige, aber gutmütige General Wamsler zu sehen, an dessen Seite oft der arrogante Ordonanzleutnand Spring-Brauner, genüßlich als Running Gag gepielt von Thomas Reiner, steht. Der unverkennbare Friedrich Joloff war der besonnene, aber untergründig gefährlich wirkende Oberst Villa, der im Laufe der Serie zuerst nur am Rande vorkommt, aber im Finale eine wichtige Rolle spielt.

Mit dem Bügeleisen durch die Galaxie

Raumpatrouille Orion wurde hauptsächlich aus Budgetgründen auf schwarzweißem 35mm-Film produziert, aber auch weil es zum geplanten Serienstart 1966 in Deutschland noch kein Farbfernsehen gab. Einige Szenen wurden allerdings in Farbe gedreht, um die Bluescreen-Technik zu ermöglichen - die fertige Version war allerdings immer in Schwarzweiß. Die Serie wurde in neunzehn Wochen zwischen März und Juli 1965 inszeniert, fast alles wurde in den Bavaria-Studios in Geiselgasteig in der Nähe von München gedreht. Nur eine handvoll Sequenzen entstanden als Außenaufnahmen, darunter einige spektakulär aussehenden Landschaften von fremden Planeten. Diese sollten ursprünglich in Island gedreht werden, mußten aber aus Budgetgründen in einen Pechkohle-Tagebau in der Nähe von München verlegt werden, der zwar genauso gut aussah, aber für die Schauspieler enttäuschend und sehr unbequem war. Weitere Außenaufnahmen fanden nur noch auf dem bayerischen Schloß Höhenried statt, das für die Residenz einer außerirdischen Herrscherin stand.

Fast alle anderen Szenen wurden jedoch in den Bavaria-Studios gedreht, wo Produktions-Designer und Architekt Ralf Zehetbauer die aufwendigen Kulissen aufgebaut hatte. Das Hauptset der Orion-Kommandobrücke hatte einen Durchmesser von 28 Metern und wurde mit Hilfe der damals noch ganz neuen Tiefzieh-Technik aus Acrylglas konstruiert. Auch das Innere der Lancets genannten Mini-Shuttles wurde in Lebensgröße aufgebaut. Berühmt wurden die Sets von Raumpatrouille Orion aber nicht nur wegen der futuristischen Forum, sondern wegen den vielen Ausstattungsdetails, die hauptsächlich aus ganz alltäglichen Dingen bestanden. Am bekanntesten war der Bügeleisen-Griff im Maschinenraum, aber es tauchten auch noch viel mehr Dinge wie Plastikbecher an der Decke, Bleistiftanspitzer als Knöpfe und andere alltägliche Haushaltsgegenstände auf.

Mit Brausetabletten in den Weltraum

Während die eigentlichen Dreharbeiten für die sieben einstündigen Episoden innerhalb von weniger als sechs Monaten abgeschlossen werden konnten, dauerte die Produktion der aufwendigen Special-Effects mehr als ein Jahr. Unter der Leitung von Bavaria-Trickspezialist Theodor Nischwitz arbeiteten 26 Leute an den komplizierten Trickaufnahmen, die nicht nur die beeeindruckenden Unterwasser-Starts der Orion und ihre Reisen im Weltraum darstellten, sondern auch aufregende Action-Sequenzen, explodierende Planeten und viele andere futuristische Szenerien.

Die Effekte waren für eine deutsche Fernsehproduktion von 1965 überraschend komplex, verwendeten aber auch eine Mischung aus Hightech und Lowtech. Der berühmte Unterwasser-Start der Orion kam zustande, indem eine Modell-Aufnahme mit einer sprudelnden Aspirin-Tablette kombiniert wurde. Für die Explosion eines Planetoiden wurde eine Kugel aus Reis, Kaffee und anderen Zutaten mit einem Druckluftstrahl in einer Zeitlupenaufnahme zerstört. Andere Effekte machten ausführlichen Gebrauch von optischen Filmprintern, mit denen sogar reale Aufnahmen mit Trickaufnahmen kombiniert werden konnten. Viele Kulissen wurden mit Bluescreen-Technik erweitert - überdimensionale Fische schwammen in den transparenten Decken der Unterwasser-Siedlungen und viele andere seltsame Szenerien wurden möglich.

Die Kostüme wurden von der ungarischen Modedesignerin Marget Bardy gestaltet, die genauso wie ihre deutsche Kollegin Vera Otto wenig in Film und Fernsehen, aber dafür mehr im europäischen Theater gearbeitet hatte. Für Raumpatrouille Orion entwarfen die beiden Gestalterinnen die berühmten Uniformen, die von allen bewundert wurden - nur nicht von den Schauspielern, die große Qualen in den viel zu engen Kostümen erlitten, die für das Aussehen, aber nicht den Tragekomfort geschneidert worden waren.

Space Jazz

Statt einer traditionellen orchestralen Musikbegleitung hatten sich die Produzenten auf einen moderneren Ansatz geeinigt - allerdings auch nicht zu modern wie beispielsweise das elektronische Gepiepse von Forbidden Planet, sondern mehr in Richtung Jazz. Sie engagierten Peter Thomas, der seit Anfang der sechziger Jahre zu einem der erfolgreichsten Film- und Fernsehkomponisten in Deutschland geworden war und mit Soundtracks zu vielen Filmen der Edgar Wallace-Reihe, den Jerry Cotton-Filmen sowie den Straßenfegern Die Schlüssel und Melissa eine große Vielseitigkeit bewiesen hatte. Peter Thomas hatte den Ruf, mit einer kleinen und günstigen Besetzung einen riesigen Sound erzeugen zu können, der schon vor seiner Mitarbeit an Raumpatrouille Orion manchmal als futuristisch beschrieben wurde.

Peter Thomas hatte für Raumpatrouille Orion einen ganz besonderen musikalischen Stil geschaffen, der später als New Astronautic Sound bezeichnet wurde, aber praktisch ohne futuristische Mittel auskam. Das Peter Thomas Sound Orchester war wie eine Jazzband besetzt und hatte eine große Bläser-Gruppe, die mit scharfen Saxophon- und Trompetenklängen oft die Melodien spielte, aber gelegentlich auch von sanften Streichern und sogar menschlichen Stimmen unterstützt wurde. Die Basis für den ungewöhnliche Klang kam aber von einer Rhythmus-Sektion, die mit Klavier, elektrischen Gitarren und Bässen und einem sehr vielseitigen Schlagzeuger einen wahren "Wall of Sound" erzeugten.

Was den New Astronautic Sound aber wirklich ausmachte, waren Peter Thomas innovative Klangexperimente, die aber erstaunlicherweise ohne die frühen Synthesizer der sechziger Jahre auskamen. Um den ohnehin schon recht seltsamen Klang noch weiter zu verfeinern kam eine Hammond-Orgel zum Einsatz, die gleichermaßen als Rhytmus- und Leadinstrument eingesetzt wurden. Eingestellt um Klänge zu liefern, die man sonst wenig von diesem Instrument zu hören bekam, erwies sich die Hammond-Orgel als integraler Part der Raumpatrouille-Soundtrack, wurde aber nicht zu oft eingesetzt. Gelegentlich wurde auch ein Vocoder aus den vierziger Jahren zur Stimmenverfremdung benutzt, die besonders beim berühmten gesprochenen Countdown verwendet wurde. Peter Thomas' Soundtrack erwies sich als genauso langlebig wie die Serie selbst und wurde als Schallplatten-Veröffentlichung ein großer Hit für den Komponisten.

Raumpatrouille auf Sendung

Die erste Episode der Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion wurde am 17. September 1966 zur besten Sendezeit am Samstag Abend um 20:15 im ersten Programm ausgestrahlt, die weiteren Episoden folgten im zweiwöchigen Abstand. Traumhafte Einschaltquoten von regelmäßig um 50% sorgten für einen unerwarteten Erfolg, der sogar die Produzenten und Schauspieler überraschte. Während Raumpatrouille Orion besonders jüngere Zuschauer erstaunte und begeisterte, waren die Reaktionen der meisten Kritiker überwiegend negativ. Die Serie wurde als dilettantischer Zukunftsschwachsinn oder pseudowissenschaftliche und geistlose Utopie beschimpft, aber auch als zu kompliziert und schwierig für den Durchschnittszuschauer. Nur wenige Kritiker erkannten Raumpatrouille Orion als innovatives, zukunftsträchtiges Fernsehen, aber trotz der vielen negativen Reaktionen wurde die Serie bis Ende des Jahres zu Ende ausgestrahlt und konnte viele begeisterte Fans gewinnen.

Raumpatrouille Orion wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich vom Co-Produzenten ORTF gesendet, konnte dort aber keine ganz so große Aufmerksamkeit erregen. Die Serie wurde schnell an viele europäische Fernsehsender verkauft, jedoch mit einigen Ausnahme: in England fanden sich keine Interessenten und erst recht nicht in den USA, wo gerade der englischsprachige Genre-Platzhirsch Star Trek angelaufen war und eine in Schwarzweiß gedrehte Science-Fiction-Serie schon längst veraltet war. Währenddessen wurde Raumpatrouille Orion schon mit der ersten Wiederholung im Jahr 1968 zu einer Kultserie, die aber in der deutschen Fernsehlandschaft eine Eintagsfliege blieb und in englischsprachigen Ländern so gut wie unbekannt war.

Das kurze Leben des Raumschiffs Orion

Ursprünglich hatten alle Beteiligten damit gerechnet, bald neue Episoden der Raumpatrouille zu drehen. Rolf Honold hatte sogar im Auftrag der Bavaria Konzepte für sieben neue Episoden geschrieben, die das Orion-Universum noch mehr erweitern und viele in den ersten sieben Folgen noch nicht erwähnte Aspekte der Zukunfts-Szenerie beleuchten sollten - aber dazu kam es nicht mehr. Die ARD und Bavaria Film waren vor den hohen Kosten einer nun zwingenden Produktion in Farbe zurückgeschreckt, aber auch die teils massive Kritik soll das Aus für Raumpatrouille Orion ausgelöst haben: Bavaria-Abteilungsleiter Helmut Krapp machte sich besonders Sorgen um die angeblich stark gewalttätigen, militanten und sogar faschistischen Aspekte der Serie. 1968 wurde Raumpatrouille Orion offiziell abgesetzt und trotz vieler Gerüchte und Neustart-Versuche wurden nie wieder neue Episoden gedreht.

1972, sechs Jahre nach der Premiere von Raumpatrouille Orion, begann Star Trek als Raumschiff Enterprise die deutschen Fernsehbildschirme zu erobern. Ursprünglich war die Serie in den USA nur neun Tage vor dem deutschen Raumpatrouille-Start angelaufen und erwies sich als deutlich langlebiger, war aber auch schon nach drei Staffeln eingestellt worden bevor sie nach Deutschland kam. Star Trek and Raumpatrouille Orion hatten eine friedliche Co-Existenz, da die beiden Serien meist von verschiedenen Sendern ausgestrahlt wurden. Die Parallelen waren aber unverkennbar und letztendlich war Star Trek im deutschen Fernsehen ein deutlich größerer Erfolg, der die für Raumpatrouille Orion Verantwortlichen nachdenklich gemacht haben muß. Dennoch blieben trotz der gewachsenen Popularität von Science-Fiction in Deutschland weitere Episoden von Raumpatrouille Orion aus.

Neue Abenteuer - auf dem Papier

Commander McLane und seine Crew erlebten aber in schriftlicher Form viele weitere Abenteuer. In den siebziger Jahren hatte Rolf Honold dreizehn Kurzgeschichten für einige Zeitschriften geschrieben, aber schon 1968 hatte der Moewig Verlag die Buchrechte gesichert und mit Hanns Kneifel einen seiner Science-Fiction-Stammautoren mit Raumpatrouille Orion, nun unter dem neutraleren Titel Raumschiff Orion, beauftragt. Zuerst wurden erweiterte Roman-Adaptionen der sieben Serien-Episoden veröffentlicht, danach schrieb Kneifel eigene Geschichten und machte aus der ehemaligen Strafversetzung eine Super-Raumpatrouille, in der die Orion-Crew erweiterte Befugnisse erhält und sozusagen als intergalaktische Feuerwehr agiert.

Der Autor hatte sich in seinen Geschichten oft weit von Rolf Honolds ursprünglichen Ideen entfernt und ließ sich nicht selten von anderen Science-Fiction-Szenarien beeinflussen, aber diese Abkehr von den Wurzeln der Orion ließ die Verkaufszahlen sinken und die monatlich erscheinenden Romane wurden Ende 1970 mit Band 35 eingestellt. Ein paar Jahre später war die Reihe wieder zum Leben erweckt worden, wodurch Hanns Kneifel seine letzten sechs Orion-Romane veröffentlichen und einen längeren Geschichten-Zyklus abschließen konnte. H.G. Ewers schrieb fortan die Abenteuer der Orion-Crew, während Kneifel nur noch gelegentlich mitwirkte. Mitte der achtziger Jahre wurde die Reihe endgültig eingestellt, aber gerade zu diesem Zeitpunkt war das Original wieder populär geworden.

Das Orion-Revival

Auf der Berlinale 1985 wurden im Rahmen einer Science-Fiction-Retrospektive zwei Episoden von Raumpatrouille Orion auf der großen Leinwand gezeigt, was beim Publikum große Begeisterung auslöste und zu einer regelrechten Kettenreaktion führte. Berliner Programmkinos nahmen die Raumpatrouille ins Programm und erstmals war die Serie dank der Produktion auf 35mm-Film auf Kinoleinwänden zu sehen. Das Berliner Sputnik-Kino gründete einen eigenen Filmverleih und Raumpatrouille Orion war jahrelang ein Dauerbrenner in Programmkinos in ganz Deutschland, als sich Fernsehausstrahlungen rar gemacht hatten und die Serie beinahe in Vergessen geraten wäre.

1993 erschien Raumpatrouille Orion erstmals in Deutschland als Videokassette, im gleichen Jahr wurde die Serie erstmals nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern beim Privatsender Sat1 ausgestrahlt. Danach verschwand die Serie sechs Jahre aus den deutschen Fernsehsendern, bis sie ab 1999, dem Jahr der DVD-Veröffentlichung, wieder gelegentlich in einigen öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen war. 2003 wurde ein aufwendiger, aber letztendlich enttäuschender Versuch gemacht, Raumpatrouille Orion wieder in die Kinos zu bringen. Unter dem Titel Rücksturz ins Kino wurde ein 90-minütiger "Producer's Cut" erstellt, der mit neu gedrehten Zwischensequenzen, der Sternenschau mit Gaststar Elke Heidenreich auf hoplerige Weise die stark gekürzte Handlung von drei Episoden verbinden wollte, aber damit sogar bei hartnäckigen Fans auf Ablehnung stieß und ein finanzieller Flop wurde.

In der ursprünglichen, siebenteiligen Inkarnation bleibt Raumpatrouille Orion aber bis heute eine der erstaunlichsten Errungenschaften in der Geschichte des deutschen Fernsehens und hat seinen besonderen Status als Kultserie redlich verdient. Fast fünf Jahrzehnte nach der Entstehung hat die Serie die Zeit gut überstanden und wirkt allerhöchstens durch die manchmal unfreiwillig komisch aussehende Ausstattung oder die veralteten Special-Effects etwas angestaubt - aber die Serie bleibt durch die unterhaltsamen Geschichten und die sympathischen Schauspieler trotzdem faszinierend.

Die Episoden

  • Angriff aus dem All - Nachdem Raumschiffkapitän Cliff McLane zum wiederholten Male Befehle ignoriert hat, wird er mit der Orion und seiner ganzen Crew als Strafe zum Patrouillendienst versetzt und bekommt sogar eine Aufpasserin vom Sicherheitsdienst verpaßt. Aber schon beim ersten Routineflug gibt es Probleme, als sich die Außenbasis MZ-4 nicht meldet und McLane zwei seiner Leute rüberschickt, die dort eine tote Besatzung auffindet und seltsamen Wesen begegnet, die gegen ihre Waffen immun sind. Plötzlich wird die Orion von fremden Raumschiffen angegriffen...
  • Planet außer Kurs - Cliff McLanes ehemalige Chefin, General Lydia van Dyke, ist mit ihrem Raumschiff in einen schweren Magnetsturm geraten und kann gerade noch die Nachricht überbringen, daß sie eine Supernova entdeckt hat, die auf die Erde zurast. Es stellt sich heraus, daß die mysteriösen Außerirdischen, nun Frogs genannt, die Supernova steuern und McLane macht sich auf die Suche nach der Quelle der Signale...
  • Hüter des Gesetzes - Die Orion-Crew wird aus einem Fortbildungslehrgang über neuartige Arbeits-Roboter herausgeholt, um Raumsonden zu kontrollieren. Während der langweiligen Aufgabe hört McLane von einem alten Kollegen, dem Frachterkapitän Commodore Ruyther, der sich Sorgen um die Erzmine auf dem Planetoiden Pallas macht, die er nicht mehr kontaktieren kann und nur noch Abraumgestein geliefert bekommt. Während Helga Legrelle und Atan Shubashi mit ihrer Lancet ein Energiefeld in Form der Orion aufbauen, um die Abwesenheit des Raumschiffs zu kaschieren, macht sich der Rest der Crew auf den Weg nach Pallas, wo sie ausgerechnet mit den durchgedrehten Arbeitsrobotern zu tun bekommen...
  • Deserteure - Während die Orion eine neue Superwaffe namens Overkill testet, wird dem Raumschiff-Kommandanten Alonzo Pietro vorgeworfen, daß er zu den Frogs desertieren wollte. Die Orion bekommt den Befehl, eine Overkill-Anlage im Vesta-Abschnitt zu installieren und wird von einem Gehirnspezialist begleitet, um die vielen Vorkommnise von Raumkoller in diesem Gebiet zu untersuchen. Dann wird auch ein Orion-Besatzungsmitglied als Deserteur verdächtigt, kann sich aber an nichts erinnern...
  • Kampf um die Sonne - Die Orion entdeckt auf einem Planetoiden überraschenderweise Vegetation, die beim letzten Kontrollflug noch nicht vorhanden war. Der Grund dafür wird schnell ausgemacht: die Temperatur der Sonne steigt unerklärlicherweise, wodurch das Klima der Erde gefährdet ist. Es wird vermutet, daß die Sonne künstlich aufgeheizt wird und die Orion geht im Planetoidengürtel auf die Suche nach der Ursache und trifft auf eine fremde Lancet mit bewaffneter Besatzung, die zum Verhör festgenommen werden...
  • Die Raumfalle - Eine einfache Routinemission wird zum Alptraum, als die Orion Sporen für wissenschaftliche Zwecke sammeln soll und von General Wamsler den Schriftsteller Pieter-Paul Ibsen an Bord gesetzt bekommt. Ibsen will Erfahrung für seinen nächsten Science-Fiction-Roman sammeln und überredet McLane, einen Ausflug mit einer Lancet unternehmen zu dürfen - mit verheerenden Folgen, denn er muß auf einem Planetoiden Notlanden, wo er von einer Gruppe von Verbrechern, die dort ins Exil geschickt wurden, gefangengenommen...
  • Invasion - Ein Raumkreuzer des Galaktischen Sicherheitsdiensts mit Oberst Villa und seinem Stab an Bord gerät in einen schweren Lichtsturm und setzt einen Notruf ab, in dem Villa spekuliert, daß es sich um das gleiche Phänomen handeln könnte, dem Cliff McLane auf dem Zwischenfall von MZ4 mit den Frogs begegnet ist. Oberst Villa schafft es mit seinen Leuten der Katastrophe in einer Lancet zu entkommen, benimmt sich aber nach seiner Rückkehr sehr merkwürdig. Als er anfängt, immer mehr Macht an sich zu reißen, hat McLane einen schlimmen Verdacht...

Die DVD

Raumpatrouille Orion war lange Zeit auf keinem Heimvideo-Medium erhältlich. Erst 1993 öffnete der WDR die Archive und ließ das deutsche Studio Eurovideo die Serie auf drei VHS-Kassetten veröffentlichen, die damals einzeln oder zusammen in einer Box erhältlich waren. 1997 folgte eine sehr exklusive Laserdisc mit einer Auflage von nur 250 Stück, die aber schon 1999 von Eurovideos DVD-Veröffentlichung abgelöst wurde. Das Bild wurde zwar nicht restauriert, aber hatte trotzdem Sendequalität und wurde von einer neu erstellten Surround-Tonspur und einer kleinen handvoll Extras begleitet.

Die hier rezensierte DVD ist die Erstauflage von 1999 des 2-DVD-Sets von Raumpatrouille Orion, von dem es bis heute keine Neuauflage gegeben hat. Auch das 2005 erschienene 3-Disc-Set enthält nur die alten DVDs und eine zusätzliche Disc mit dem Kinofilm-Zusammenschnitt. Über zehn Jahre nach der Veröffentlichung sind diese DVDs immer noch die beste Inkarnation der Serie, hauptsächlich weil es weltweit keine besseren Versionen gibt und sogar die Fernseh-Ausstrahlungen inzwischen schlechter aussehen. Leider hat Eurovideo bestätigt, daß mit einer verbesserten Neuauflage aufgrund der hohen Kosten für eine notwendige Restauration in absehbarer Zukunft nicht zu rechnen ist.

Erst 2023, fast ein Vierteljahrhundert nach der ersten DVD-Veröffentlichung, wurde Raumpatrouille Orion endlich restauriert und nicht nur in HD, sondern gleich in 4K neu abgetastet - pünktlich zum krummen 57-jährigen Jubiläum.

Cover

Bild

Raumpatrouille Orion wurde ursprünglich auf 35mm-Film produziert, aber leider wurde für diese DVDs das Filmmaterial nicht neu abgetastet, sondern die in den sechziger Jahren erstellten MAZ-Sendemaster eingesetzt, die schon die Basis für sämtliche Fernsehausstrahlungen, Laserdiscs und VHS-Kassetten waren. Zwar sind die Bildmaster in einem dem Alter entsprechend guten Zustand gewesen, können aber durch systembedingte technische Einschränkungen nicht an eine moderne Abtastung heranreichen. Seit einiger Zeit werden im deutschen Fernsehen neuere Bildmaster der Serie ausgestrahlt, für die offenbar neue Transfer gemacht wurden, deren Quellen aber viel stärker verschmutzt sind als als diese DVD. Mehr über die Unterschiede zwischen den DVDs und den neueren Fernsehtransfern in einem separaten Vergleich.

Die MAZ-Master sehen ansich gar nicht so schlimm aus und fallen hauptsächlich durch die reduzierte Schärfe aus, die einen unübersehbaren, weichen Video-Look zur Folge hat. Das ist aber auch schon das größte Problem, denn elektronisches Rauschen oder andere Video-Artefakte wurden entweder herausgefiltert oder waren erst gar nicht vorhanden, so daß das Bild im Prinzip einen ganz soliden Eindruck macht. Immerhin wurde die Vorlage bei der Digitalisierung in eine vernünftige progressive Wiedergabe mit 25 Bildern pro Sekunde ohne Geister- oder Schattenbilder umgewandelt.

Die Filmvorlagen sind durch die Verwendung des ursprünglichen Videomaster exakt so zu sehen, wie sie schon von Anfang an gezeigt wurden. Während das Bild die meiste Zeit relativ sauber ist und nur vereinzelt Fussel oder Staubkörner zu sehen sind, zeigt sich bei den Special Effects das gleiche Syndrom wie bei Star Trek – eine durch die optischen Printer verursachten starken Verschmutzung, die aber hauptsächlich bei den Effekten zu sehen ist. Der Bildstand ist auch nie ganz ruhig, sondern ruckelt fast immer etwas hin und her und nicht selten ist auch ein deutliches Wabern oder Flattern zu sehen. Im Vergleich zu den neuen TV-Transfern ist das Bild aber geradezu pristin und viel stabiler.

Helligkeit und Kontrast sind nicht immer ganz optimal, aber trotzdem zufriedenstellend und geben eine bemerkenswert große Palette von Grautönen wieder. Die Bitrate ist sehr variabel, aber mit durchschnittlich 4,42 Mbit/s auf der ersten und 5,38 Mbit/s auf der zweiten DVD nicht allzu hoch angesetzt. Da das Bild sowieso nicht besonders detailreich ist, können trotzdem keine sichtbaren Artefakte entstehen.

Die alten Videomaster sind durchaus noch anschaubar und zeigen das große Potential, das möglicherweise in den hoffentlich noch existierenden Film-Negativen steckt. Eine neue Abtastung und vorsichtige Restauration könnte aus Raumpatrouille Orion mit Sicherheit High-Definition-Material machen, aber angesichts des schlechten Zustands der Filmvorlagen, wie auf den neueren TV-Abtastungen zu sehen ist, müßte schon viel Geld hineingesteckt werden.

Ton

Raumpatrouille Orion wurde als Fernsehserie aus den sechziger Jahren ursprünglich natürlich nur in Mono abgemischt. Eurovideo hatte für das Mastering der DVD offensichtlich nicht nur Zugriff auf die gut erhaltenen Magnetton-Spuren der Videobänder, sondern auch auf die getrennten Dialog/Musik/Effekte-Quellen, wodurch auch ein 5.1-Upmix erstellt werden konnte, der erstaunlich gut gelungen ist.

Die ursprüngliche Mono-Abmischung wurde nicht vergessen und ist als zweite Track bei allen Episoden dabei. Der Ton wurde vermutlich nicht großartig überarbeitet, hatte dies aber auch nicht wirklich nötig, denn bis auf ein leichtes Grundrauschen in leiseren Szenen ist die Qualität bemerkenswert gut. Sogar die Musik kann zum größten Teil mit ordentlichem Baß und unverzerrten Höhen aufwarten und klingt lediglich in den Vorspännen etwas dünn. Während sich die Geräuschkulisse nicht sehr voluminös und teilweise sehr pappig anhört, machen die Stimmen einen hervorragenden Eindruck und klingen überhaupt nicht so blechern, wie man es aus Kinofilmen dieser Zeit oft gewöhnt ist.

Die 5.1-Tonspur ist kein vollständiger Remix, sondern ein Upmix von Mono-Quellen, die zum Glück in separater Form zur Verfügung standen und so die Dialoge von Musik und Geräuschen sauber getrennt werden konnten. Die Stereoisierung der Tonspur ist gut gelungen, aber auch nicht ganz unproblematisch. Die Musik wurde leider nicht von den existierenden Stereo-Aufnahmen übernommen, sondern von den Mono-Quellen hochgemischt. Zwar wurde dabei der Klang verbessert und der Baß optimiert, aber die einkanaligen Aufnahmen wurden so stark aufgezogen, daß teilweise deutliche Flanging-Artefakte entstanden sind - die in den Album-Versionen stark ausgeprägte Instrumenten-Separation konnte damit jedoch noch nicht einmal ansatzweise erreicht werden.

Auch die Geräuschkulisse der 5.1-Track wurde stark überarbeitet. In vielen Szenen wurden tiefe Hintergrundgeräusche hinzugefügt, um die ursprünglichen Effekte zu unterstützen, die sonst zu dünn geklungen hätten. Das wurde überraschend gut bewerkstelligt, denn die hinzugekommenen Geräusche waren nicht zu offensichtlich und nur im direkten Vergleich zur ursprünglichen Mono-Abmischung bemerkbar. Natürlich wurde die Geräuschkulisse auch in Surround abgemischt und macht viel Gebrauch von den hinteren Kanälen in passenden Szenen wie dem Orion-Start und einigen Actionsequenzen. Das hört sich überraschend gut an, ohne allzu künstlich zu wirken und macht den Ton erstaunlich lebendig.

Die Auswahl zwischen der ursprünglichen Mono-Abmischung und dem 5.1-Mix hat dafür gesorgt, daß das Original nicht verloren geht, aber auch eine zeitgemäßere Alternative geboten wird. Leider ist diese DVD nicht mit Untertiteln ausgestattet worden.

Bonusmaterial

Während das Menüdesign sehr gut gelungen ist und mit den vielen Animationen ein richtiges Orion-Feeling aufkommen läßt, ist das Bonusmaterial eine große Enttäuschung, denn viel bekommt man nicht geboten.

Das Bavaria Special (3:28) ist ein leider nur sehr kurzer Ausschnitt aus einer Gala zum 30. Jubiläum der Serie, der Dietmar Schönherr, Wolfgang Völz, Eva Pflug, Friederich Beckhaus, Claus Holm und Ursula Lillig noch einmal gemeinsam auftreten läßt.

Das Musikvideo (3:58) von Peter Thomas & The Maxwell Implosion hat weder musikalisch noch visuell viel mit Raumpatrouille Orion zu tun und scheint hauptsächlich ein Werbetrailer für die Raumpatrouille-CDs von Peter Thomas zu sein.

Die Spielstation beherbergt ein sehr primitives Schießspiel, das man nicht simpler hätte gestalten können.

Im DVD-ROM-Bereich befindet sich außerdem ein nicht besonders gut gemachter Orion-Bildschirmschoner.

Cover

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