DVD-Kurzkritik: Louis de Funès Boxen 4+5

Louis de Funès war in den sechziger und siebziger Jahren nicht nur in Frankreich, sondern auch in fast ganz Europa einer der bekanntesen und beliebtesten Filmkomiker. Von Regisseur und Drehbuchautor Jean Girault wurde der Komödiant erstmals 1964 in der Rolle des Gendarmen Cruchot besetzt, die zu seinem größten Erfolg wurde. Sechs Mal spielte Louis de Funès den Polizisten, dessen Abenteuer mit seiner Truppe in Saint-Tropez zwar keinen besonders großen Anspruch haben, aber trotzdem sehr unterhaltsame Komödien sind. Die in Deutschland besonders beliebten Filme sind seit Jahren Dauerbrenner im Fernsehen, aber eine DVD-Veröffentlichung ließ lange auf sich warten. Nun hat Universum Film nach der Veröffentlichung von zehn anderen Louis de Funès-Filmen auch endlich die Gendarm-Reihe in zwei Boxsets herausgebracht, deren insgesamt sechs DVDs mit ordentlichen anamorphen Transfern im Originalformat sowie gut klingenden deutschen und französischen Tonspuren ausgestattet sind und sogar ein klein wenig Bonusmaterial mitbringen.

Leider sind die Filme nicht chronologisch in die zwei DVD-Sets aufgeteilt worden, vermutlich um zu verhindern daß die nicht ganz so guten späteren Filme nicht in den Regalen liegenbleiben. Die korrekte Reihenfolge samt der Originaltitel wäre wie folgt:

Le Gendarme de St. Tropez (Der Gendarm von St. Tropez) – 1964
Le Gendarme a New York (Der Gendarm vom Broadway) – 1965
Le Gendarme se marie (Balduin, der Heiratsmuffel) – 1968
Le Gendarme en balade (Balduin, der Schrecken von St. Tropez) – 1970
Le Gendarme et les extra-terrestres (Louis’ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen – 1979
Le Gendarme et les Gendarmettes (Louis und seine verrückten Politessen) – 1982

Bild

Die Transfer basieren offenbar auf den französischen DVDs und haben schon einige Jahre auf dem Buckel, machen aber dennoch einen sehr ordentlichen Eindruck, auch wenn durch eine sorgfältigere Restauration vielleicht noch mehr hätte erreicht werden können. Verwendet wurden ausschließlich die französischen Bildmaster, die Original-Titelschriften sind vorhanden und wurden auch nicht durch deutsche Übersetzungen ergänzt – weder durch Untertitel noch durch digitale Einblendungen.

Die ersten vier zwischen 1964 und 1970 in Scope-Formaten gedrehten Filmen sehen deutlich besser aus als die anderen zwei von 1978 und 1982. Die Filmvorlagen der Scope-Filme waren nicht im allerbesten Zustand, wurden aber deutlich sichtbar digital restauriert. Praktisch alle Kratzer und Fussel wurden entfernt, gelegentlich sind aber noch Überreste von Laufstreifen oder größeren Beschädigungen zu sehen, die von den automatischen Filtern nicht entfernt werden konnten – Aktwechselmarkierungen sind aber nicht sichtbar. Die digitale Restauration macht das beste aus dem schwierigen Ursprungsmaterial – man merkt deutlich daß hier nur Kopien und keine Original-Negative zum Einsatz kamen und es sich hier um ältere Abtastungen handelt, aber auch so ist das Ergebnis durchaus annehmbar und besser als so manche verkratzte und verfusselte DVD eines anderen Major-Studios.

Die Schärfe ist nicht überragend, aber auf einem ganz anständigen Niveau. Erreicht werden konnte das allerdings nur durch eine kräftige nachträgliche Aufschärfung, die sich stellenweise durch Doppelkanten und leichtes Zeilenflimmern bemerkbar macht – ein Indiz, daß diese Transfer schon etwas älter sind, denn so stark Nachschärfen würde man heutzutage nicht mehr. Durch die digitale Aufschärfung wird auch die Körnigkeit des Filmmaterials etwas stärker herausgehoben, obwohl diese mit einem Rauschfilter bekämpft wurde. Der Bildstand ist manchmal etwas instabil, sehr selten gibt es bei Schnitten einen kurzen Ruck im Bild.

Die letzten zwei Filme wurden nicht in 2.35:1-Scope gedreht, sondern in 1.66:1, wurden jedoch wie die anderen Filme anamorph abgetastet, so daß Balken rechts und links vom Bild zu sehen sind. Die Transfer dieser Filme sehen nicht so scharf wie die anderen aus und wurden sehr stark mit einem Rauschfilter behandelt, der das Bild bei Bewegung schwammig macht und deutliche Nachzieheffekte produziert. Auch hier wurden diverse Beschädigungen mit einem automatischen Filter entfernt, allerdings sind die Reste nicht ganz so stark sichtbar. Dafür ist das Bild auch viel ruhiger und sauberer als bei den älteren Filmen.

Die Farben machen durchweg einen sehr guten Eindruck, haben allerdings bei den vier älteren Filmen ein typisches 60er-Jahre-Aussehen, weil als Farbsystem Eastmancolor zum Einsatz kam, das eine typische pastellartige Farbpalette hat. Generell sind die Farben aber sehr kräftig und natürlich, was besonders bei den vielen Außenaufnahmen sehr gut zur Geltung kommt. Helligkeit und Kontrast sind sehr gut ausgeglichen, lediglich bei den ersten zwei Filmen neigen weiße Bildteile etwas zu überstrahlen.

Diese Transfer sind zwar nicht mit z.B. den Karl May-DVDs vergleichbar, weil Universum auf Bildmaterial vom französischen Lizenzgeber angewiesen ist, aber wie schon bei den vorherigen Louis de Funes-DVDs ist die Bildqualität den Umständen und dem Alter der Filme entsprechend wirklich gelungen. Die hier erwähnten Mängel sieht man nur bei sehr genauem Hinschauen auf hochauflösenden Displays, auf normalen Bildröhren sehen diese DVDs einfach hervorragend aus.

Ton

Im Gegensatz zu den ersten beiden Louis de Funes-Boxen wurde bei den Tonspuren dieser DVDs auf einen Surround-Upmix verzichtet und stattdessen die ursprünglichen Mono-Abmischungen gründlich überarbeitet, die erstaunlich gut klingen. Wieder sind sowohl die deutsche Synchronfassung und das französische Original dabei, inklusive Untertitelspuren in beiden Sprachen – leider sind die deutschen Untertitel wieder nur Transkripte der Synchro und keine Übersetzung des Originals.

Die französischen Tonspuren klingen durchweg etwas besser als die deutschen Fassungen – allerdings nicht bei den ersten beiden Filmen, wo es sich seltsamerweise genau umgekeht verhält. Generell ist die Tonqualität aber sehr gut, insbesondere die Musik klingt für eine alte Mono-Tonspur bei allen Filmen erstaunlich knackig und läßt lediglich bei der französischen Fassung der ersten zwei und den deutschen Versionen der restlichen Filme im Vergleich zu den jeweils anderen Tonspuren etwas an Höhen vermissen. Die Dialogwiedergabe ist bei der deutschen Fassung etwas besser, aber auch steriler – die Originalstimmen klingen dagegen meist ein wenig dumpfer und haben mehr Nebengeräsche, hören sich aber auch viel natürlicher und lockerer an.

Da der erste Film bisher in Deutschland immer geschnitten war, sind einige Stellen auf der deutschen Tonspur von Der Gendarm von St. Tropez auf französisch, die deutschen Untertitel werden an diesen Stellen automatisch eingeschaltet. Angesichts der Tatsache, daß zwei der vorherigen De Funes-DVDs noch geschnitten waren und nur eine die fehlende Sequenz als Extra mitbrachte, ist die hier verwendete Lösung sehr lobenswert, auch wenn sie die Fans der deutschen Synchro sicher irritieren wird.

Extras

Wenn es etwas negatives über die Louis de Funès-DVDs von Universum zu berichten gibt, dann über das Verpackungsdesign: zwar gibt es an den schlichten Keepcases im Pappschuber im Prinzip nichts auszusetzen – es müssen ja nicht immer aufwendige Digipacks sein -, aber die nunmehr fünf Boxsets mit ihren insgesamt sechzehn DVDs sehen mit ihrem schrecklich simplen 70er-Jahre-Retro-Design sehen praktisch alle gleich aus! Nichts gegen ein einheitliches Coverdesign bei einer Filmreihe, aber hier hat es sich Universum doch sehr einfach gemacht. Die Gestaltung der Fantomas-DVDs ist zwar auch schlicht, aber für sich gelungen – warum man dann nicht die sechs Gendarm-Filme aus der De Funès-Collection herauslösen und separat mit eigenem Design vermarkten konnte, ist unverständlich – wahrscheinlich wäre es zu teuer geworden.

Zu den Extras läßt sich erfreulicherweise sagen, daß sich tatsächlich ein paar wenige auf den DVDs eingefunden haben. Jeder Film wird von seinem Kinotrailer im französischen Original ohne Untertitel und im nicht-anamorphen Originalformat begleitet – die nicht besonders gute Qualität der Trailer zeigt, wie schlimm die Bildqualität der Filme ohne Remastering hätte aussehen können. Das einzige weitere Filmbezogene Extra befindet sich auf der DVD des letzten Films: Louis de Funès’ Auftritt bei Rudi Carrells “Das Laufende Band” um 1982 zur Promotion seines neuen Films. Es muß einer der letzten öffentlichen Auftritte des eigentlich sehr fernsehscheuen Louis de Funès vor seinem Tod 1983 gewesen sein – man sieht, daß er sich in seinem Gendarm-Kostüm nicht so richtig wohlfühlt und merkt, daß der Mensch hinter den lauten, polternden Charakteren eigentlich sehr ruhig und zurückhaltend ist. Ein richtiges Interview oder ähnliches wäre an dieser Stelle zwar wünschenswert gewesen, aber es ist nett daß Universum den einzigen Auftritt des französischen Starkomikers im deutschen Fernsehen mit auf die DVD gebracht hat.

Jede Disc ist außerdem mit der gleichen Trailershow ausgestattet, die aus drei Fantomas-Trailern (die auf den normalen Fantomas-DVDs selbst nicht vorhanden waren und einer teureren limitierten Auflage vorenthalten blieben), einem Trailer für die Edgar-Wallace-Boxen und drei Pierre-Richard-Trailern bestehen.

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